Die Pandemie ist vorbei, doch junge Menschen sind weiterhin einsam. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle bundesweite repräsentative Befragung junger Menschen zwischen 16 und 30 Jahren der Bertelsmann Stiftung. Die Einsamkeit junger Menschen ist ein gesellschaftliches Problem und erfordert gemeinsame Lösungen unter Einbezug der Betroffenen.
Einsamkeit ist ein unangenehmes, schmerzhaftes Gefühl, das Menschen dann empfinden, wenn die sie die Menge und Qualität ihrer sozialen Beziehungen als unzureichend wahrnehmen.
Die neue repräsentative Umfrage mit 2.532 jungen Menschen vom März 2024 zeigt: Knapp die Hälfte (46 Prozent) der 16- bis 30-Jährigen fühlen sich einsam. In dieser Gruppe fühlen sich 35 Prozent moderat einsam und etwa 10 Prozent sogar stark einsam. Das bedeutet, sie erfüllen einige oder alle Kriterien, die auf Einsamkeit hindeuten.
Während der Covid-19-Pandemie waren junge Menschen am stärksten von Einsamkeit betroffen, wie das Einsamkeitsbarometer der Bundesregierung anhand von Zahlen aus 2021 belegt. Unsere aktuellen Daten zeigen, dass diese Belastung nach wie vor sehr hoch ist.
Einsamkeit – subjektiv, aber eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft
"Einsamkeit ist längst nicht mehr ein Phänomen, das ausschließlich ältere Menschen betrifft. In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass auch junge Menschen zunehmend von Einsamkeit betroffen sind und damit eine neue Risikogruppe darstellen. Diese Entwicklung erfordert eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung, um Einsamkeit in dieser Altersgruppe effektiv zu bekämpfen" so Dr. Anja Langness, Expertin für Jugend und Gesundheit, Bertelsmann Stiftung.
Wenn ein Teil der jungen Menschen unter Einsamkeit leidet, hat das Folgen für uns alle. Denn Einsamkeit hat Konsequenzen für die physische und psychische Gesundheit der Betroffenen. Generell sorgt Einsamkeit dafür, dass Betroffene weniger zufrieden mit ihrem Leben sind.
Außerdem neigen einsame Menschen eher zu extremen politischen Einstellungen und glauben eher als nicht einsame an politische Verschwörungserzählungen. Das heißt, ein hohes Ausmaß an Einsamkeit ist auch eine Gefahr für unsere Demokratie.
Einsamkeit trifft manche Gruppen stärker als andere
Die Ergebnisse unserer Umfrage zeigen, dass einige Gruppen junger Menschen sich tendenziell stärker einsam fühlen als andere. Dazu gehören:
- Frauen
- Menschen mit Migrationshintergrund
- Menschen, die in mittelgroßen Städten leben
- Arbeitslose Menschen
- Menschen mit niedrigem Schulabschluss
- Geschiedene oder verwitwete Menschen
- Menschen zwischen 19 und 22 Jahren.
Zusammen können wir Einsamkeit entgegentreten
"Wir müssen gezielte Maßnahmen zur Reduzierung von Einsamkeit bei jungen Menschen umsetzen: mehr Prävention, mehr Beratung online und durch pädagogische Fachkräfte und Psychologinnen. Hier können wir auch viel von anderen Ländern lernen, die sich schon viel länger mit dem Thema beschäftigen und innovative Ansätze zur Bekämpfung von Einsamkeit realisiert haben. Bei allem ist wichtig, dass wir junge Menschen aktiv einbeziehen in die Ausgestaltung der Angebote", so Anja Langness.