Rechtsinformationen
Hier finden Sie Informationen zu Urteilen, Gesetzen und Gesetzesvorhaben, die für die Arbeit mit Familien relevant sind, zu den Themen Elterngeld / Elternzeit / Familienleistungen, Sorgerecht / Umgangsrecht, Unterhalt, Kinderschutz, Kinderbetreuung / Tagespflege und mehr.
Ab dem 1. Januar 2024 sind amtliche Verkündungen von Gesetzen und anderen Vorschriften in Niedersachsen digital. Die elektronischen Verkündungen sind auf www.verkuendung-niedersachsen.de kostenfrei abrufbar.
Gesetz zur Abschaffung der Kostenheranziehung von jungen Menschen in der Kinder- und Jugendhilfe
Zum 1. Januar 2023 ist die Kostenheranziehung von jungen Menschen in der Kinder- und Jugendhilfe abgeschafft worden. Bereits im Juni 2021 war mit dem Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG) die Kostenbeteiligung von 75 % auf höchstens 25 % gesenkt worden. Das Wegfallen der Kostenheranziehung soll jungen Menschen den Start in eine selbstbestimmte und unabhängige Zukunft zu erleichtern. Das gilt für junge Menschen mit Einkommen aus Ausbildung oder anderen Tätigkeiten, wenn sie in einer Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe oder in einer Pflegefamilie leben. Gleiches gilt für junge alleinerziehende Mütter und Väter, die mit ihrem Kind in einer gemeinsamen Wohnform der Kinder- und Jugendhilfe betreut werden. Die Regelung sieht außerdem vor, dass auch Ehegattinnen und Ehegatten sowie Lebenspartnerinnen und Lebenspartner der jungen Menschen und Leistungsberechtigten von der Kostenbeitragspflicht befreit werden. Quelle: BMFSFJ, 16.12.2022
Das "Gesetz zur Abschaffung der Kostenheranziehung von jungen Menschen in der Kinder- und Jugendhilfe" ist im Bundesgesetzblatt (Bgbl I, 2022, Nr. 56 vom 28.12.2022) veröffentlicht.
Die BAG Landesjugendämter hat dazu eine Arbeitshilfe veröffentlicht: Gemeinsame Empfehlungen zur Kostenbeteiligung nach dem SGB VIII - Heranziehung zu den Kosten nach §§ 91 ff. SGB VIII, Stand Januar 2023
Änderung von Vorschriften des Kinder- und Jugendhilferechts: Ombudsstellen und Schutz von Kindern und Jugendlichen in Einrichtungen
Am 30. März 2022 ist eine Änderung des Niedersächsischen Gesetzes zur Ausführung des SGB VIII in Kraft getreten. Neu hinzugefügt wurden die Abschnitte 5 und 10 zur Einführung von Ombudsstellen sowie zum Schutz von Kindern und Jugendlichen in Einrichtungen. Die Änderungen konkretisieren die Umsetzung der Vorgaben durch das Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG). Geplant sind in Niedersachsen vorerst vier regionale und eine überregionale Ombudsstelle. Eine Evaluation nach drei Jahren Laufzeit soll den veranschlagten Bedarf überprüfen. Darüber hinaus werden erstmals der Begriff der "Einrichtung" legaldefiniert sowie eine Ermächtigungsgrundlage zur Untersagung von illegalen Heimbetrieben eingeführt. Quelle: Nds. Sozialministerium, 23.03.2022
Das "Gesetz zur Änderung des Niedersächsischen Gesetzes zur Ausführung des Achten Buchs des Sozialgesetzbuchs und zur Niedersächsischen Kinder- und Jugendkommission" ist veröffentlicht im Niedersächsischen Gesetz- und Verordnungsblatt, 29.03.2022, S.204.
Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG)
Ziel des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes ist, Teilhabe und Chancengerechtigkeit von jungen Menschen zu stärken, die besonderen Unterstützungsbedarf haben. Das Gesetz ist am 10. Juni 2021 in Kraft getreten. Es umfasst fünf Regelungsbereiche: Kinder- und Jugendschutz, Stärkung von Kindern und Jugendlichen, die in Pflegefamilien oder in Einrichtungen der Erziehungshilfe aufwachsen, Hilfen aus einer Hand für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen, mehr Prävention vor Ort und mehr Beteiligung von jungen Menschen, Eltern und Familien. Quelle und weitere Informationen: BMFSFJ, 22.04.2021
Das "Gesetz zur Stärkung von Kindern und Jugendlichen" (Kinder- und Jugendstärkungsgesetz – KJSG) ist im Bundesgesetzblatt (BgBl I, 2021, Nr. 29 vom 09.06.2021) veröffentlicht.
Adoptionshilfe-Gesetz
Mit dem Adoptionshilfe-Gesetz sind zum 1. April 2021 neue Regelungen für die Adoptionsvermittlung in Kraft getreten. Das Gesetz, das auf Erkenntnissen aus der Adoptionsforschung basiert, setzt zu großen Teilen Forderungen der Länder und der Adoptionsvermittlungspraxis um. Viele der Verbesserungen, insbesondere zur Förderung von gelebter Offenheit bei Adoptionen und zur Stärkung der Position der Herkunftseltern, entsprechen auch den Empfehlungen des 9. Familienberichts. Zum Inkrafttreten des Adoptionshilfe-Gesetzes - und zur Unterstützung der neuen Regelungen in die Praxis - hat die Bundesregierung eine Reihe von Informationsmaterialien für Eltern und Familien sowie für die Fachstellen der Adoptionsvermittlung veröffentlicht. Quelle und weitere Informationen: BMFSFJ, 01.04.2021
LSBTIQ-Gleichstellungsstrategie der Europäischen Kommission
Im Rahmen der LBTIQ-Gleichstellungsstrategie schlägt die Europäische Kommission den Mitgliedstaaten vor, verschiedene Maßnahmen zur Gleichstellung von LGBTIQ im Zeitraum 2020-2025 umsetzen. Die Mitgliedstaaten werden aufgefordert, eigene Aktionspläne für die Gleichstellung von LGBTIQ zu entwickeln. Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen gehört auch der Schutz der Rechte von Regenbogenfamilien: Aufgrund von Unterschieden zwischen den nationalen Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten werden bei Regenbogenfamilien familiäre Bindungen bei Überschreitung der EU-Binnengrenzen möglicherweise nicht immer anerkannt. Die Kommission wird eine Gesetzgebungsinitiative zur gegenseitigen Anerkennung von Elternschaft vorlegen und mögliche Maßnahmen zur Förderung der gegenseitigen Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften zwischen den Mitgliedstaaten prüfen. Quelle: Europäische Kommission, 12.11.2020
Stiefkindadoption ohne Trauschein
Auch unverheiratete Paare dürfen Stiefkinder adoptieren. Der Bundesrat hat einen entsprechenden Gesetzesbeschluss des Bundestages am 13. März 2020 gebilligt. Voraussetzung für die Stiefkindadoption ist eine stabile Partnerschaft: Das Paar muss seit mindestens vier Jahren eheähnlich zusammenleben oder bereits ein gemeinsames Kind haben. Der Gesetzesbeschluss setzt eine Vorgabe des Bundesverfassungsgerichts um. Es hatte den Ausschluss der Stiefkindadoption in nichtehelichen Familien im März 2019 für verfassungswidrig erklärt und den Gesetzgeber verpflichtet eine Neuregelung zu treffen.
Das "Gesetz zur Umsetzung der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 26. März 2019 zum Ausschluss der Stiefkindadoption in nichtehelichen Familien" ist im Bundesgesetzblatt (BgBl I, Nr. 14 vom 27.03.2020) veröffentlicht.
Personenstandsgesetz: Geschlechtsbezeichnung "divers" für Intersexuelle möglich
Das "Gesetz zur Änderung der in das Geburtenregister einzutragenden Angaben" hat am 14. Dezember 2018 den Bundesrat passiert. Mit dem Gesetz wurde das Personenstandsgesetz (PStG) angepasst und damit die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) vom 10. Oktober 2017 fristgerecht zum 31. Dezember 2018 umgesetzt. Menschen, die wegen einer Variante ihrer Geschlechtsentwicklung weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht eindeutig zugeordnet werden können (Intersexuelle), haben damit eine weitere Möglichkeit als Angabe im Geburtenregister: Neben den Angaben "männlich", "weiblich" sowie dem Offenlassen des Geschlechtseintrages können sie nun die vom BVerfG geforderte weitere positive Bezeichnung wählen; diese lautet "divers". Quelle und weitere Informationen: Bundesinnenministerium, 14.12.2018
Der Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der in das Geburtenregister einzutragenden Angaben steht ebenfalls auf der Website des BMI als Download zur Verfügung.
Gesetz zur Einführung einer Brückenteilzeit
Das "Gesetz zur Weiterentwicklung des Teilzeitrechts - Einführung einer Brückenteilzeit" ergänzt das Teilzeit- und Befristungsgesetz (TzBfG) um einen Rechtsanspruch auf zeitlich begrenzte Teilzeit. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können nach einer Teilzeitphase wieder zu ihrer vorherigen Arbeitszeit zurückkehren. Die Brückenteilzeit gilt für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber mit mehr als 45 Beschäftigten. Werden zwischen 46 und 200 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschäftigt, so muss nur einem pro angefangenen 15 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern der Anspruch auf Brückenteilzeit für einen Zeitraum zwischen einem und fünf Jahren gewährt werden. Das Gesetz sieht auch Erleichterungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor, die bereits in zeitlich nicht begrenzter Teilzeit arbeiten und mehr arbeiten möchten.
Das "Gesetz zur Weiterentwicklung des Teilzeitrechts - Einführung einer Brückenteilzeit" ist im Bundesgesetzblatt (BgBl I, Nr. 45 vom 14.12.2018) veröffentlicht.
Ehe für alle
Gleichgeschlechtliche Paare können eine Ehe eingehen. Das "Gesetz zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts" sieht eine entsprechende Änderung des Bürgerlichen Gesetzbuches vor. Bereits eingetragene Lebenspartnerschaften bleiben bestehen und können in eine Ehe umgewandelt werden. Ein gleichgeschlechtliches Paar hat nach der standesamtlichen Trauung die selben Rechte und Pflichten wie in einer Ehe zwischen Mann und Frau. Gleichgeschlechtliche Paare können auch ein Kind gemeinsam adoptieren. In allen anderen Bereichen sind Ehe und Lebenspartnerschaft bereits gleichgestellt. Niedersachsen hatte den Gesetzentwurf des Bundesrates für die Gleichstellung von Ehen Homosexueller im September 2015 miteingebracht.
Das "Gesetz zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts" ist im Bundesgesetzblatt (BgBl I, Nr. 52 vom 28.07.2017) veröffentlicht.
AFET-Impulspapierreihe zum Kinder- und Jugendstärkungsgesetz
Nach Inkrafttreten des KJSG im Juni 2021 ist die Praxis der Kinder- und Jugendhilfe mit der fachlichen Umsetzung der Neuregelungen beschäftigt. Diesen Prozess unterstützt der AFET mit einer Serie von Impulspapieren. Die fachlichen Beiträge von Expertinnen und Experten sollen die Umsetzungsprozesse des KJSG begleiten, den fachlichen Diskurs fördern und zum Austausch einladen.
Die Impulspapiere können im Rahmen des AFET-Newsletters bezogen werden und sind als PDF-Dokument auf der Website des AFET veröffentlicht: afet-ev.de
Familien- und Kindschaftsrecht für die Praxis der Sozialen Arbeit
Das praxisnahe Lehrbuch bietet eine Einführung in die Grundzüge des Rechts in der sozialen Arbeit. Dabei geht es um die verfahrens- und materiellrechtlichen Regelungen aus dem Familien- und Kindschaftsrecht, die für die soziale Arbeit relevant sind: aus den Bereichen Ehe und Lebenspartnerschaft, Scheidung und Scheidungsfolgen, Sorge- und Umgangsrecht (Kindschaftsrecht) sowie Unterhalt, Güterrecht und Gewaltschutz. Die Autorin berücksichtigt dabei neuere Entwicklungen in Rechtsprechung, Gesetzgebung und Wissenschaft, wie beispielsweise das Sorgerecht des unverheirateten Vaters, das Umgangsrecht des biologischen Vaters oder das Beschneidungsgesetz. Ebenso bezieht sie aktuelle gesellschaftliche Themen mit ein, beispielsweise im Bereich Kindschaftsrecht den Kinderschutz bei minderjährigen Flüchtlingen.
Sabahat Gürbüz: Familien- und Kindschaftsrecht für die Soziale Arbeit, 2. aktualisierte Auflage 2020, www.utb.de