"Manchmal fehlt einfach der 'gute Geist' in einer Familie, wenn Kinder keinen Kontakt zu den eigenen Großeltern haben können", sagt Rita Dippel vom Mütterzentrum und Mehrgenerationenhaus in Braunschweig. Seit 18 Jahren bringt sie mit viel Freude und Erfolg Familien und Wunschgroßeltern zusammen. Die Idee dahinter: Ältere Menschen, die Freude am Umgang mit Kindern haben, werden mit ihrer Lebenserfahrung zu wertvollen Bezugspersonen. Sie haben Zeit und ein offenes Ohr für die Kleinen, und Eltern können für einige Zeit die Verantwortung für ihre Kinder mit jemandem teilen.
Wunschoma Sabine ist so ein guter Geist. Sie lernte ihre Wunschenkelin vor elf Jahren kennen. Damals war Leonie drei Jahre alt. Sabines eigene Familie war fortgezogen, und der Rentnerin war es zu still zuhause. Ein Zeitungsartikel brachte sie auf die Idee, sich bei Rita Dippel zu melden. Und bald fand das erste Treffen mit Leonie und ihrer Mutter im Mütterzentrum statt. Sie verstanden sich gut. Einmal in der Woche sehen sich Wunschgroßmutter und Wunschenkelin seitdem. "Die Regelmäßigkeit ist wichtig", findet Sabine. "Wir machen ganz normale Sachen, die Großeltern eben mit ihren Enkelkindern machen: Früher habe ich sie von der Schule abgeholt. Wir essen zusammen Mittag und dann macht Leonie Hausaufgaben, wir spielen oder gehen nach draußen." Inzwischen hat Leonie auch andere Interessen, aber als Ratgeberin ist Wunschoma Sabine auf jeden Fall noch gefragt, zum Beispiel, wenn es Probleme in der Klassengemeinschaft gibt.
Und so ist die Idee der Wunschgroßelternschaft für alle ein Gewinn: Eltern sind dankbar für die zusätzliche Zeit, die sie für eigene Aufgaben haben. Die Kinder haben eine neue Vertrauensperson gewonnen. Und die Wunschgroßeltern haben Anteil am Familienleben und sehen die Kinder aufwachsen: "Mit kleinen Kindern zusammen zu sein, hebt die Stimmung. Es ist lustiger," sagt Rita Dippel. "Man kann Lieder singen, die Welt neu entdecken, sich ein neues Bild von den Dingen machen, ein bisschen verrückt sein. Wunschgroßeltern erleben Momente, die das Leben lebendiger und schöner machen."
Im Herbst übernimmt Vera Schauf das Projekt Wunschgroßeltern von Rita Dippel, die in den Ruhestand geht. Damit es weiterhin so gut läuft wie bisher, gehört nicht nur die Vermittlung, sondern auch die Netzwerkpflege dazu: Einmal im Monat treffen sich die Braunschweiger Wunschgroßeltern zum Stammtisch im Mütterzentrum. Dort werden manchmal Themen besprochen, die sich aus dem Umgang mit den Kindern ergeben, etwa Ernährung, Erste-Hilfe-Maßnahmen oder ADHS. Und Einladungen zu gemeinsamen Aktionen wie Museumsbesuch oder Floßfahrt sind auch eine Anerkennung für das ehrenamtliche Engagement.
Vermittlung von Wunschgroßeltern
Viele Familien in Niedersachsen hoffen auf liebevolle Unterstützung durch Wunschgroßeltern. Unter anderem hier werden Wunschgroßeltern vermittelt:
Mütterzentrum und Mehrgenerationenhaus Braunschweig: www.muetterzentrum-braunschweig.de
Freiwilligenagentur Nienburg: www.freiwilligenagentur-nienburg.de
Diakonisches Werk Hannover: www.diakonisches-werk-hannover.de
Bei Interesse fragen Sie auch in Freiwilligenagenturen oder in einer Familienbildungsstätte vor Ort nach. In unserer Adressdatenbank finden Sie unter anderem Familienbildungsstätten, Mehrgenerationenhäuser und Familienzentren in Niedersachsen.